Eine Frau mit Begleithund wurde in einem Theater abgewiesen, sie durfte nicht zusammen mit ihrem Hund in die Veranstaltung. Zu wenig Platz.
Der Bericht der Frankfurter Allgemeinen schildert den Fall der Augsburgerin, die in München ein Musical besuchen wollte. Neben der traurigen Tatsache, dass sie die Veranstaltung nicht besuchen durfte, obwohl Sie vorab gefragt hat, ob ein Begleithund mit in die Veranstaltung kommen darf, zeigt mir der Vorfall besonders eines: Nach wie vor sind Veranstaltungsstätten nicht echt barrierefrei.
Ja, es gibt möglicherweise einen Zugang zum Gebäude für Rollstühle. Es gibt wahrscheinlich auch den ein oder anderen Platz ganz am Rand für den einen oder anderen Rollstuhl. Und manchmal sogar eine Rollstuhltoilette, die nicht als Lagerraum für die Putzutensilien missbraucht wird. Oft war es das dann aber auch schon. Im dem Fall in München gab es wohl schon Rollstuhlplätze. Der Hund hätte aber nicht direkt neben seinem Frauchen liegen können. Dagegen haben die Platzverhältnisse gesprochen, und das Sicherheitskonzept. Der Hund wäre eine Stolperfalle gewesen.
Viele Veranstaltungsräume sind zwar schön, aber eben auch alt. Und damals hat Barrierefreiheit eben noch keine Rolle gespielt. Also gibt es keinen adäquaten Zugang zum Gebäude und Veranstaltungsraum. Kommt man hinein, ist im Veranstaltungsraum nicht wirklich Platz für Menschen mit einer Einschränkung die mehr Platz brauchen. Bei vielen Veranstaltungen werden normale Stühle aufgestellt. Aber so, dass erst einmal an Rollstühle oder Platz für Rollatoren nicht gedacht wird. Wahrscheinlich in den meisten Fällen gar nicht böswillig. Kommt dann aber ein Rollstuhlfahrer, oder gar zwei oder drei, kommt Hektik auf. Wohin mit denen. Da müssen wir ja jetzt alles umbauen. Und Rollatoren im Gang abstellen geht ja gar nicht, das behindert die Fluchtwege. Aber auch neue Veranstaltungsstätten sind im Sinne der Barrierefreiheit nicht wirklich gut durchdacht und eher schlecht geplant. Leider.
Um nicht falsch verstanden zum werden: Die Sicherheit soll immer gewährleistet bleiben. Gibt es aber keinen oder nicht genügend Platz für Rollatoren, Rollstühle oder andere notwendige Hilfsmittel – oder wie in diesem Fall den Hund – dann ist nicht der Besucher Schuld, sondern das unzureichende Sicherheitskonzept und/oder der unzureichende Veranstaltungsraum. Kürzlich ging auch ein Aufschrei durch das Internet, weil beim Hessentag Besucher mit Gehilfen nicht in die Veranstaltung gelassen wurden. (Die Hessenschau berichtete) Auch hier war das Argument, dass andere über die Gehilfe stolpern können und in einem Notfall die Menschen mit den Gehilfen nicht schnell genug flüchten könnten. Also auch hier: Ein unzureichendes Sicherheit- und Veranstaltungskonzept und nicht genügend Weitsicht der Veranstalter.
Mit entsprechend sensibilisierten Planern, Veranstaltern und Eigentümern der Räumlichkeiten könnten hier schon im Vorfeld die meisten Probleme vermieden werden. Wenn eine Planung von Anfang an konsequent die Barrierefreiheit – die richtige und funktionierende Barrierefreiheit – mit einbezieht, dann spart man sich Ärger, Streit und meistens auch Kosten hinterher. Vor allem aber muß auch in die Köpfe aller, dass Barrierefreiheit keine Sonderwurst mehr ist. Menschen mit Behinderungen wollen (und sollen) heute teilhaben können, wie alle anderen auch. Was früher oft als Sonderwurst bezeichnet wurde, ist lediglich der legitime Nachteilsausgleich gegenüber Menschen ohne eine Behinderung. In der Regel haben vor allem die Menschen mit beeinträchtigter Mobilität sowieso schon einen nicht unerheblichen Mehraufwand, weil sie die Anreise viel genauer planen müssen, sich informieren müssen, ob und wie man in die Veranstaltung kommt, eventuell den Besuch vorher anmelden, etc.
Ich wünsche mir, dass es selbstverständlich wird, dass jede*r an Veranstaltungen teilnehmen kann, nicht mehr ausgeschlossen wird. Dazu muß es selbstverständlich werden, dass Veranstalter und Planer von Veranstaltungen, aber auch Planer und Eigentümer von Immobilien von vorne herein barrierefrei planen.
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